Degrowth, Postwachstum, Bewegungen

Wege zur sozial-ökologischen Transformation, darunter das Grundeinkommen. Ein neuer Sammelband mit Beiträgen Aktiver aus 32 sozialen Bewegungen stellt diese Bewegungen vor und beschreibt Gemeinsamkeiten, aber auch Herausforderungen auf dem Weg in eine sozial-­ökologische Gesellschaft. Die Grundeinkommens­bewegung ist mit einem eigenen Beitrag dabei, das Grund­einkommen findet sich in mehreren Beiträgen (mehr Information).
Das Buch ist hier komplett online und die 32 Beiträge können einzeln angesehen werden.

Noch ist die Welt nicht bereit, sich vom herrschenden Wachstumsparadigma zu lösen. Doch Wachstum ist alles andere als „alternativlos“ – neue Konzepte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen und des Planeten orientieren, prägen die Postwachstumsdebatte. Der eher biedere oekom-Verlag hat ein Dossier zum Postwachstum zusammengestellt. Es enthält frei zugängliche Artikel aus Zeitschriften dieses Verlages zu folgenden Fragen:

    • welche Perspektiven es für eine Postwachstumsgesellschaft gibt,
    • warum Grünes Wachstum in die Irre führt,
    • ob es gelingen kann, das herrschende Wachstumsprimat durch sinnvolle Tätigkeiten, eine gerechtere Arbeitsaufteilung und mehr Zeit für Engagement und Muße abzulösen,
    • wie sich sinkender Ressourcenverbrauch und Einkommensgleichheit auf Technologie, Arbeit und Konsum auswirken,
    • ob sich Wachstum und Nachhaltigkeit in der Biobranche ausschließen.

und vieles mehr. Hier geht´s zu den Artikeln des Dossiers Postwachstum.


Konferenz zum sozial-ökologischen Umbau (Essen, 27./28. Jan. 2017)

Genug für Alle – sozial.öko.logisch. Konferenz zum sozial-ökologischen Umbau, Essen, 27./28.1. 2017
Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen: Große Ziele. Große Aufgaben. Für einzelne Bewegungen viel zu groß. Für einzelne Parteien unerreichbar. Deshalb wird immer mehr die Frage diskutiert: Wie kommt zusammen, was zusammen gehört? Welchen ökologischen Geist brauchen Verteilungskämpfe? Was tun Umweltbewegungen gegen Armut im Hier und Jetzt? Was hat Geschlechtergerechtigkeit mit dem Schutz der Umwelt zu tun? Wie überzeugend sind unsere Alternativen dafür, auch den Alltag zu ändern? Wann endlich gibt es wieder gemeinsame Aktionen gegen Krieg und Vertreibung? Welche Leitideen und Leitprojekte braucht ein Plan B?

Die Konferenz wird gemeinsam von der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Fraktion DIE LINKE im Bundestag ausgerichtet.
Teilnehmen werden u.a.: Christoph Bautz (Campact), Prof. Ulrich Brand (Uni Wien), Pia Eberhard (Corporate Europe Observatory), Dagmar Enkelmann (Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung), Katja Kipping (MdB, Vorsitzende der Partei DIE LINKE), Ralf Krämer (ver.di), Bernd Riexinger  (Vorsitzender Partei DIE LINKE), Felix Wittmann (Konzeptwerk Neue Ökonomie), Christian Zöllner (THE CONSTITUTE) sowie die Bundestagsabgeordneten Eva Bulling-Schröter, Sabine Leidig, Caren Lay, Gesine Lötzsch, Birgit Menz, Niema Movassat, Petra Sitte, Kirsten Tackmann und Hubertus Zdebel.

Anmeldung im Konferenz-Blog: http://www.sozial-oeko-logisch.de


Das Bedingungslose Grundeinkommen – aus feministischer Perspektive [Rezension]

bge_helmerDas bedingungslose Grundeinkommen soll Spielräume ermöglichen, damit Menschen kreativ tätig werden können. Ausgegangen wird von einer »grundlegenden Bedürftigkeit jedes Menschen« ebenso wie »von der grundsätzlichen Bereitschaft, gesellschaftlich notwendige Sorgearbeit zu leisten.« Bei vielen Befürworter_innen des Grundeinkommens bleibt die klassische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die ungleiche Wertschätzung in Bezug auf Care, und damit die gesellschaftliche Ausbeutung des Engagements von vor allem Frauen, jedoch unangetastet. Ein so verstandenes Grundeinkommen läuft Gefahr, dass die geschlechtshierarchische Arbeitsteilung zementiert wird.

Darin sieht Gabriele Winker vom Netzwerk Care Revolution mit einen Grund für die Zurückhaltung von Feminist_innen im deutschsprachigen Raum, sich zum bedingungslosen Grundeinkommen zu äußern. Um auf dem Weg zu einer anderen (»sorgenden«) Ökonomie, einem anderen Verständnis von Freiheit, Selbstbestimmung und Autonomie hilfreich zu sein, »braucht der Einsatz für ein Grundeinkommen deshalb auch zwingend eine geschlechterbewusste Reflexion und  Strategie«, wie die Herausgeber_innen einleitend hervorheben. Den Rest des Beitrags lesen »


Ein Manifest für die Demokratisierung Europas

diem-logo-1-colour-backgroundObwohl sich die Mächtigen in Europa so um ihre weltweite Wettbewerbsfähigkeit, um Migration und Terrorismus sorgen, jagt ihnen nur eines wirklich Angst ein: die Demokratie! Sie berufen sich auf die Demokratie, aber nur, um sie in der Praxis zu verleugnen, auszutreiben und zu unterdrücken. Sie wollen die Demokratie für sich vereinnahmen, umgehen, korrumpieren, mystifizieren, usurpieren und manipulieren, um ihre Energie zu brechen und ihre Möglichkeiten zu blockieren.

Das Manifest von DiEM25 ist nun auch auf deutsch erschienen. Es ist hier online und hier als PDF hinterlegt.


Anders Wirtschaften ist möglich! [Rezension]

wegweiser_titel_2_auflage.inddElisabeth Voß, langjährige Aktivistin und Autorin im Feld der alternativen und solidarischen Ökonomien hat ein vor allem für Einsteiger_innen sehr lesenswertes Buch vorgelegt.

Zuerst widmet sie sich den Begriffen und Definitionen. Was ist genau gemeint, wenn von „solidarischer Ökonomie“ gesprochen wird? Meist werde darunter, im engeren Sinne, so Voß, „wirtschaftliche Selbsthilfe in kleineren oder größeren Gemeinschaften“ gemeint. Davon ausgehend diskutiert sie im zweiten Schritt die vielfältigen Aspekte und auch Konfliktfelder alternativen Wirtschaftens: Markt und Staat, lokal und regionales Handeln, Verständnisse und Wertigkeiten von „Arbeit“, Teilen und Nutzen statt Besitzen, Selbsthilfe und Eigentum und so weiter. Im dritten Kapitel stellt sie dann die verschiedenen „theoretischen“ Konzepten solidarischen Arbeitens und Wirtschaftens vor. Hier geht es um Degrowth und Post-Wachstum, um Commons und feministische Ökonomie(kritik), um Genossenschaften und Gemeinwesenarbeit, und nicht zuletzt um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen solidarischen und sozialen Ökonomien.

Den Hauptteil des Buches bilden dann die Praxisbeispiele solidarischen Wirtschaftens, die nach „Themenfeldern“ sortiert aufgeführt werden. Voß nennt eine Vielzahl an Namen und Strukturen, unter anderem aus den Bereichen Landwirtschaft, Wohnen, Energie bis hin zu Finanzen, Soziokultur, Medien und Archiven. Den Rest des Beitrags lesen »


Transnationale Aktionen gegen die EZB-Eröffnungsfeier am 18. März 2015

Europäischer Aufruf für die Mobilisierung gegen die EZB-Eröffnung. Finaler Entwurf, erarbeitet von Blockupy International und dem Blockupy Ko-Kreis (22. November 2014)

Let’s Take Over The Party!

vector-logos-blockupy-2014[ english version of this post]

Am 18. März 2015 will die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main ihr neues Hauptquartier eröffnen. Für den 185 Meter hohen Zwillingsturm, der mit seinem Sicherheitszaun und Burggraben einer Festung gleicht, wurde die schwindelerregende Summe von 1,3 Milliarden Euro ausgegeben. Diese einschüchternde Architektur der Macht zeigt deutlich die Distanz zwischen den politischen und ökonomischen Eliten und den Menschen.

Die Mitarbeiter_innen und Abteilungen haben schon mit dem Umzug in das neue Gebäude begonnen. Aber die große Eröffnungsfeier – in Anwesenheit von mehreren europäischen Staatschefs und Finanzoligarchen – ist jetzt offiziell für den 18. März angekündigt worden.

Es gibt nichts zu feiern an Sparpolitik und Verarmung! Tausende von wütenden Menschen und entschlossenen Aktivist_innen aus ganz Europa werden daher die Straßen rund um den Eurotower blockieren und dieses Event der Macht und des Kapitals unterbrechen – passenderweise am 144. Jahrestag der Commune von Paris. Wir werden ihre Party übernehmen und sie verwandeln in einen Ausdruck des transnationalen Widerstands gegen die europäische Krisenpolitik und gegen deren katastrophale Konsequenzen besonders für die Menschen im europäischen Süden.

Die EZB spielt eine wichtige Rolle in der berüchtigten Troika. Sie ist verantwortlich für brutale Kürzungen, für wachsende Erwerbslosigkeit und sogar für den Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung in Griechenland und anderen EU-Staaten. Zusammen mit der EU-Kommission und dem EU-Rat hat die EZB Sparpolitik, Privatisierung und Prekarisierung gefördert. Sie hat nicht einmal davor zurück geschreckt, gewählte Regierungen zu erpressen, um ihre Angriffe auf die sozialen Rechte der Menschen durchzusetzen.

Im Verlauf der Krise wurde aus der EU mehr und mehr ein autoritäres Regime mit einem offensichtlichen Mangel an demokratischer Partizipation. Das mörderische europäische Grenzregime und die fortschreitende Militarisierung sind ebenfalls Teil dieses Prozesses. Den Rest des Beitrags lesen »


Sind „Kooperation, Gleichheit, Planung“ als Prinzipien einer ökologischen Gesellschaft auch eine attraktive Story?

Befreit Rotes Grün? Rezension von Ulrich Schachtschneider zu dem Buch „Rotes Grün. Pioniere und Prinzipien einer ökologischen Gesellschaft“ von Hans Thie (Hamburg 2013)

green_carBegrünter Kapitalismus reicht nicht, auch nicht die Hoffnung auf individuelle Moral. Sattes Grün ohne Wachstumszwang wird es nicht geben ohne rote Gerechtigkeit. Die ökologische Krise bringt die ursozialistische Idee gleicher ökonomischer Rechte, in Form des gleichen „ökologischen Fußabdrucks“ für alle Bewohner des Planeten mit neuer Macht ins Spiel. Das ist die implizite Botschaft, die verdeckte Dynamik, der Fluchtpunkt der ökologischen Debatte, der in den inzwischen unübersichtlich vielen Studien, Wortmeldungen, Konzepten nur selten so benannt wird.
Diesen inneren Rot-Grün-Zusammenhang macht Hans Thie hingegen explizit zum Ausgangspunkt. In „Rotes Grün. Prinzipien und Pioniere einer ökologischen Gesellschaft“ präsentiert er die konkrete Utopie einer „grünen und gerechten Wirtschaft“, deren zentrale Ansätze schon im Hier und Jetzt zu sehen seien: „Kooperation, Gleichheit und Planung sind im Begriff, neue Leitprinzipien zu werden“ (8). Es gehe dabei nicht um Zentralverwaltungswirtschaft, sondern die „Planung der Bedingungen, die Kooperationen unter Gleichen ermöglichen“. Ein solches Verständnis von Planung als „bewusstes Herstellen ökologischer Lebensmöglichkeiten für alle“ könne „Märkte und Unternehmen in vielfältigster Form einschließen“ (15). Den Rest des Beitrags lesen »


Buch „Rotes Grün“ ist open access

Thie_Rotes-GruenKooperation, Gleichheit, Planung, Produzent_innen der Dinge, des Geistes und des Gemeinwohls – die Stichworte aus dem Inhaltsverzeichnis von „Rotes Grün“ machen Lust zum Lesen. Es transportiert die Ahnung, dass ein moderner, ökologischer Sozialismus heute möglich ist. Hans Thie, Wirtschaftsreferent der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, hat im Anschluß an die von ihm mitgestaltete Kampagne „Plan B“ der Bundestagsfraktion nun ein Buch über „Pioniere und Prinzipien einer ökologischen Gesellschaft“ geschrieben. Da er dies im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung tat und diese sich gegenüber dem VSA-Verlag durchsetzen konnte, ist die Veröffentlichung nun gleichzeitig als Buch und unter Creative Commons veröffentlicht. Das 176 Seiten umfassende Buch ist hier als PDF online. Eine ausführliche Besprechung bleibt vorbehalten.
[UPDATE] Ökologische Revolution jenseits von Technik und Moral – Sattes Grün verlangt kräftiges Rot Artikel von Hans Thie im ND vom 15. Juni 2013.